… unterm Fliegenpilz. Ihre Zipfelmütze streichelte mit jedem Gang die Lamellen. Ging sie links um den Stiel herum, ertönten helle Klänge, rechts herum die tiefen. Außen Dur, innen Moll. Vor, zurück, zur Seite, ran. Mal schnell, mal langsam. Mal laut, mal leise. Mit einem Hüpfer ertönte ein Gong. Und schlief sie nachts lang ausgestreckt unter dem großen roten Hut, pfiff über ihrem leisen Schnarchen ein zartes Windspiel durch die Lamellen.
Löwenzahn. Bis in den Vormittag hinein hält er seine Blüten auf meiner Dachterrasse fest geschlossen. Ruht sich aus. Sammelt alle Kräfte. Erst wenn die Sonne hinterm Hausdach hervorlugt, zeigt er sich leuchtend gelb. Dann strahlt er mich an. Als ob er mir sagen möchte: „Schau her! Hier bin ich!“
Löwenzahn früher und heute
Dem Oldschool-Gärtner ist der Löwenzahn ein übler Weggefährte. Entdeckt er ihn in seinem golfplatz-ähnlichem Rasen, wird die Pflanze schnell zum Unkraut deklassiert und samt Wurzel beseitigt. Denn hat sie sich erstmal in eine Pusteblume verwandelt, steht der Verdrängung des Rasens nichts mehr im Wege. Die Ordnung dahin.
Zum Glück ändern sich die Zeiten. Und somit auch der Ruf des Löwenzahns. Wurde er von älteren Generationen höchstens den Kaninchen zum Fraß vorgeworfen, findet er heutzutage immer öfter den Weg auf unsere Teller. Ob als Blatt im Salat oder Blüte in der Marmelade. Alles ist möglich. Warum also nicht selbst ausprobieren?
Ein Löwenzahn-Rezept finden
Zwei Pflanzen. Viele Blüten. Da muss man doch etwas draus machen können. Schnell gegoogelt. Schnell aussortiert, weil zu langwierig oder zu viele Blüten bzw. zu wenige auf meiner Dachterrasse. Gefunden habe ich eine Orangen-Löwenzahn-Marmelade. Wenige Zutaten. Einfach in der Umsetzung. Keine langen Wartezeiten.
Die Orange ist schnell filetiert, die Blüten gepflückt. Doch was ist das? Statt benötigter 25 g konnte ich von meiner Dachterrasse nur 12 g ernten. Knapp die Hälfte. Ob die Marmelade so noch ihren Namen verdient? Probieren wir es einfach aus.
Löwenzahn-Marmelade kochen
Blütenblätter abzupfen und zur Orange geben. Ein wenig Zitrone dazu. Wasser aufgießen. Alles zum Kochen bringen und zehn Minuten köcheln lassen. So weit so gut. Das Wasser färbt sich gelb. Scheint alles richtig zu sein. Nun fein pürieren. Probieren. Ihh, ganz schön bitter. Kommt das vom Löwenzahn? Oder von der Orange? zum Glück kommt noch eine ganze Menge Zucker dazu, sonst wäre es die reinste Lebensmittelverschwendung.
Sud aus filetierten Orangen und Löwenzahnblüten
Zusammen mit dem Gelierzucker noch einmal aufkochen und weitere vier Minuten köcheln lassen. Jetzt darf die Gelierprobe nicht fehlen. Nicht, dass mir die Marmelade später vom Brot tropft. Also ein kleiner Klecks auf eine Untertasse, pusten, gucken, probieren. Schmeckt bedeutend besser als ohne Zucker. Aber vielleicht ist sie noch ein wenig zu flüssig. Mit einer zweiten Gelierprobe schinde ich ein wenig Zeit. Nun muss es aber gut sein. Ab ins Glas mit der Marmelade – und warten bis sie kalt ist.
… es bleibt stockfinster. In meine Nase kriecht ein Hauch von feuchtem Waldgeruch. Will ich wirklich durch diese Tür gehen? Was erwartet mich außer Dunkelheit und Finsternis?
Ich kneife die Augen zusammen in der Hoffnung, den Ausgang zu entdecken. Ist da hinten links ein Licht? Da leuchtet doch etwas, oder? Wie ein Stern am Nachthimmel.
Zögerlich setze ich meinen Fuß in den Raum. Da ist keine Fliese oder Parkett oder Laminat. Es fühlt sich weich an, als würde ich im Wald auf Moos laufen. Moos? Wirklich? Allein die Vorstellung wäre schon cool … aber kann das wirklich sein?
Langsam gehe ich in die Hocke. Ich strecke meine rechte Hand aus, spreize die Finger, mache sie so steif es geht. Ich komme dem Boden immer näher und näher, bis ich auf Widerstand stoße. Sind das Grashalme? Dicht an dicht? Alle gleich lang als würde hier regelmäßig ein Mähroboter seine Bahnen ziehen?
Mit Daumen und Zeigefinger greife ich einen Halm und fahre von unten nach oben an ihm entlang. Er ist kaum dicker als ein Haar. Gras ist es dann wohl nicht. Am obersten Ende stocke ich. Da ist eine Verdickung. Im Vergleich zum Halm ganz schön dick. Und trotzdem irgendwie weich. Ich reibe es sanft zwischen Daumen und Zeigefinger. Es fühlt sich oval an. Vielleicht die Frucht eines Springkrauts? Nein, dafür ist es viel zu kurz. Und der Halm viel zu dünn.
Warum nur ist es so stockfinster? Ich kneife meine Augen erneut zusammen, in der Hoffnung doch etwas erkennen zu können. Doch das zarte Licht am anderen Ende des Raumes reicht nicht aus. Es bleibt schwarz zwischen meinen Fingern.
Ich streiche noch einmal mit der ganzen Hand über die dünnen Halme mit ihren Knospen. Hin und her und … eine Knospe verfängt sich an meinem Ring. Ich reiße sie ab. Ein Funke. Ein lauter Knall. Für einen Bruchteil einer Sekunde ist alles hell erleuchtet. Vor mir erstrahlt ein ewiges Moosfeld, während ich mit dem Rücken voran durch die Luft schleudere. Ein dumpfer Aufprall. Erst mein Rücken, dann mein Kopf. Dann ist es wieder dunkel. Und bleibt dunkel.
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