Was ist mein roter Faden?

Ich habe viele Interessen. Stehe mir gefühlt oft selbst im Weg, weil ich etwas anfange, liegen lasse, wieder anfange. 100000 Anfänge. Nichts wird fertig und doch geht es über die Zeit gesehen an allen Ecken ein Stück weiter. Da ist meine Dachterrasse, meine kleinen Geschichten, mein Business, meine Familiengeschichte und und und. Aber gibt es auch etwas Verbindendes, einen roten Faden zwischen all diesen Themen?

Finde ich meinen roten Faden in meinen bisherigen Themen?

Schreibend die Welt erkunden

Ich schreibe. Kurzgeschichten. Verdichtungen. Meine Gedanken einfach so für mich, um Klarheit zu bekommen. Schon in meinem ersten Berufsleben als Softwareentwicklerin musste ich Ideen und Konzepte aufschreiben, um für mich eine Lösung zu finden – und um mich den Kollegen zu erklären.

Das ist heute nicht anders. Warum auch? Ich bin ja noch ich. Ganze Hefte habe ich für mich schon gefüllt. Jetzt füllen sie mein Regal. Ein paar wenige Texte haben es hier auf den Blog geschafft. Doch ist das Schreiben wirklich der rote Faden zwischen all meinen Themen?

Beim Wachsen zuschauen

Meine Dachterrasse ist mir wichtig. Da wächst Gemüse neben Kräutern neben Beeren. Ich schaue ihnen beim Wachsen zu. Mache mir Sorgen, wenn der Wind ein Stück abbricht oder Spinnmilben sie befallen. Ich beobachte, was einfach so ohne mein Zutun durch die Lüfte den Weg in meine Töpfe findet und bei mir wachsen möchte. Natürlich gibt es auch eine Liste über alle Pflanzen. Ohne Schreiben geht es dann doch nicht.

Aufmerksam durch die Welt spazieren

Spaziergänge. Am liebsten durch den Wald. Dort fühle ich mich geborgen, umarmt, kann mich fallen lassen. Dort laufen mir Tiere über den Weg, als ob sie mir etwas sagen wollen. 2021 waren es Schnecken über Schnecken, 2022 allerhand sich verwandelnde Tiere. Schmetterlinge, Libellen, Frösche. Und immer, wenn ich die Bedeutung dieser Tiere als Krafttier nachgeschlagen habe, passte es zu meiner aktuellen Entwicklung. Was mich ein Stück weit beruhigte. Es wird schon alles gut werden. Natur scheint also neben dem Schreiben ein Teil des roten Fadens zu sein.

Familienkonstrukte

Aber da ist auch noch die Familie als großes Thema. Über vier Meter Stammbaum hängen an meiner Wohnzimmerwand. Familienmitglieder kommen hinzu. Wissen über lang verstorbene Verwandte taucht auf. Was macht deren Erfahrung mit mir? Welchen Einfluss hat die Fluchtwelle aus Hinterpommern und Schlesien auf mich? Wie hat sich das Familienkonstrukt über die Jahre verändert?

Die Entwicklung über die Zeit

… das scheint der Kern zu sein. Meine Pflanzen beobachte und pflege ich über die Jahre. Die Natur spiegelt meine eigene Entwicklung über die Zeit wider. Die Familie verändert sich mit jedem Neugeborenen und Verstorbenen und wirkt sich auf mich aus. Schreibend mache ich all diese Veränderungen für mich sichtbar, denn sonst wäre jeder betrachtete Zeitpunkt nur eine Momentaufnahme ohne Auswirkung auf irgendwas. Erst wenn ich zu mehreren Zeitpunkten den aktuellen Stand festhalte – in welcher Form auch immer – sehe ich die Veränderung. Sehe ich, was es mit mir oder anderen macht.

Kleiner Gegencheck mit „Abenteuer mit Bruno“

In der Adventskalendergeschichte „Abenteuer mit Bruno – Einmal Zirkus und zurück“ geht es um einen kleinen Bären, der endlich das erste Mal im Zirkus auftreten möchte. Nun ist er alt genug Mama und Papa Bär haben zugestimmt. Sein größter Wunsch geht in Erfüllung. Doch was soll er nur vorführen. Ihm fällt nichts ein. Er kann doch gar nichts Besonderes. Schließlich helfen ihm sein bester Freund Hase Ferdinand und das erfahrene Zirkuspony Elisa.

Eindeutig eine Entwicklung, die der kleine Bruno durchlebt. Innere Glaubenssätze, die ihn ausbremsen. Äußere Einflüsse, die ihn weiterbringen. Eine Entwicklung über die Zeit – in diesem Fall über die Länge eines Adventskalenders.

Mein roter Faden ist also…

Die Entwicklung über die Zeit,
die ich schreibend für mich
und/oder andere sichtbar mache.

Eine Collage über das, was mir wichtig ist

3 Antworten auf „Was ist mein roter Faden?“

  1. Danke Maria, für deine Geschichte, wie du den roten Faden suchst. Habe erst am Schluß gemerkt, dass ich ganz in die Geschichte mit eingewoben war. Super geschrieben, chapeau!

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