Im freien Fall

Aktualisiert am 18. Juli 2023

Wie ist es, aus großer Höhe hinabzustürzen? Sich im freien Fall zu befinden? Nicht zu wissen, wie schnell man auf dem Boden der Tatsachen ankommt? Kann man die Geschwindigkeit beeinflussen? Langsamer oder schneller fallen? Oder gar sanft durch die Luft gleiten? Lest selbst, wie ich es mir vorstelle!

Im freien Fall …

Bin ich schwerelos. Bodenlos. Ohne Haftung. Es zieht mich in nur eine Richtung. Wie ein Magnet. Immer tiefer und tiefer. Breite ich meine Arme und Beine aus, falle ich langsamer. Verzögere das Unver­meidliche. Den Aufprall.

Ziehe ich mich zusammen … die Knie fest an die Brust gepresst, gehalten von den Ellbogen, die Hände schützend über den nach vorn geneigten Kopf gelegt, die Nasenspitze zwischen den Knien … werde ich immer schneller und schneller. Wolken rauschen an mir vorbei. Felder und Wälder rasen auf mich zu.

Von all dem bekomme ich nichts mit. Ich spüre nur die Geschwindigkeit. Haare, die mir um den Kopf wirbeln und meine Handrücken peitschen. Wie ein Ball rolle ich durch die Luft. Unten? Oben? Es gibt keinen Unterschied mehr.

Bevor ich mich im Rausch verliere, öffne ich meine Arme, löse meine Knie, breite meine Gliedmaßen so weit es geht zu allen Seiten aus. Lasse mich sanft mit dem Rücken voraus Richtung Boden gleiten. Spüre, wie meine Haarspitzen meine Wangen kitzeln. Atme ein letztes Mal tief in den Bauch ein und lande mit dem Ausatmen im weichen Sommergras.

Maria „miekchen“ Lohmann

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